Von Varanasi ging es auch per Zug weiter nach Kolkata. Auch diesmal betrug die Fahrzeit mindestens 15 Stunden, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt, wie sich spaeter zeigen sollte. Kolkata gilt als das Armenhaus Indiens und Mutter Theresa hatte damals dort viel zu tun. Dies ist uns jedoch kaum aufgefallen. Die Gegend um die Sudder Street im Zenrum von Kolkata war verhaeltnismaessig sauber und die meisten Rikschafahrer und sonstigen Haendler waren nur selten aufdringlich.
Zwei grundlegende Sachen tragen dazu bei, dass das Stadtbild von Kolkata seinen ganz eigenen Charme hat: Zum einen war Kolkata die ehemalige Hauptstadt von British-Indien wodurch sehr viele koloniale Bauten erhalten sind und zum anderen gibt es nur sehr wenige Autorikschas, stattdessen viele gelbe Ambassador Taxis, die wirklich sehr nett aussehen (und auch bei weitem nicht so stinken). Natuerlich gibt es auch in Kolkata Rikschas, jedoch werden diese in der Regel direkt von den Fahrern per Hand gezogen.
Unsere Unterkunft war ziemlich schmuddelig und die Waende waren mit Eddings und bunten Stiften bemalt und beschrieben. Dies war jedoch eher positiv, da dadurch die schmutzigen Waende weniger zur Geltung kamen. Nach zwei Naechten in Kolkata hat sich unsere 4er Gruppe geteilt. Waehrend Joschi und Luke mit dem Flieger weiter nach Bangkok geflogen, um von dort aus Thailand, Laos, Kambodscha und Vietnam zu bereisen. Kanne und ich haben hingegen den Plan gefasst den Sueden Indiens zu bereisen. Nachdem die Jungs abgehauen sind, haben Kanne und ich das wunderbare Victoria Memorial besichtigt. Dies war mit 4Euro EIntritt zwar nicht ganz billig aber auf jeden Fall sein Geld wert, denn es war wunderschoen. Am naechsten Tag habe ich alleine den irgendwie verrueckten Marmorpalast besichtigt, der einen sehr schoenen gruenen Garten hat und auch aus der Kolonialzeit stammt. Danach habe ich mir das Geburtshaus vom indischen Kuenstler und Philosophen Tagore angeschaut. Dies war sehr interessant und konnte mir einen guten Einblick in seine Werke und sein Leben eroeffnen. Danach bin ich weiter durch die Stadt gelaufen und habe mir diverse Bauten aus der Kolonialzeit angeschaut, die ebenfalls sehr beeindruckend waren (rund um den Platz BBD Bagh) und den wuseligen, lauten aber durchaus wohlriechenden Blumenmarkt in der Naehe der Howrah-Bruecke (die uebrigends die meistbefahrene Bruecke der Welt sein soll) angeschaut.
Am naechsten Tag hiess es dann frueh morgends auschecken und noch ein bisschen ueber die Maerkte der Stadt zu schlendern.
Eigentlich wollten wir bereits am 11.6. nach Chennai weiterreisen, aber unser Zug den wir zwei Wochen vorher buchen wollten, war bereits da schon ausgebucht und auch die Warteliste (die eh nur eine marginale Chance bietet) konnte uns nicht weiterhelfen. Daher entschieden wir uns ein Reisebuero aufzusuchen um dort nachzufragen, was man tun kann. Natuerlich wird die Fahrt dadurch um einiges teurer, aber wir wollten ja nicht die naechsten 1 1/2 Monate in Kolkata verbringen. Einen Zug nach Chennai konnten war jedoch auch dort nicht bekommen, jedoch die Moeglichkeit etwa die haelfte der Strecke (bis Visakhapatnam) zureuckzulegen und dort vor Ort auf einen Zug hoffen oder per Bus weiterzureisen. Da Chennai eh keines unserer Ziele sein sollte und ledoglich als Sprungbrett fuer den Sueden dienen sollte, buchten wir besagtes Zugticket und standen am Abend vollbepackt am Bahnhof in Kolkata.
Die Zugfahrt war sehr anstraengend (etwa 18 Stunden) und der Zug war proppenvoll, so dass viele indische Reisende auf dem Boden der Abteile schliefen.